Mohnblüten

Ach, Bachblüten

Immer wieder traf und treffe ich Zeit meines Mutterlebens auf andere Mütter, die für den Notfall sogenannte Bachblüten-Rescue-Tropfen in der Tasche haben. Ich kenne die nicht aus eigener Anwendung. Da ich jedoch von Natur und Berufs wegen neugierig bin, habe ich zwar nicht gleich vor Ort auf dem Spielplatz sondern erst daheim mal geschaut, was es damit auf sich hat.

Bach-Blütentherapie – intuitive Unplausibilität?

Die Bachblüten-Therapie hat ihren Namen von ihrem Erfinder: Edward Bach. Ein Brite, ein Mediziner, der sie in den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts entwickelte. Seine zentrale These soll gewesen sein, das “jede körperliche Krankheit auf einer seelischen Gleichgewichtsstörung” fuße, schreibt Wikipedia. Demnach habe Mister Bach “die Ursache dieser Störung … in einem Konflikt zwischen der unsterblichen Seele und der Persönlichkeit” gesehen und war der Ansicht, dass “eine Heilung nur durch eine Harmonisierung auf dieser geistig-seelischen Ebene bewirkt werden” könne.

Hm. Das klingt erst einmal irgendwie ganzheitlich für mich. Dagegen will ich nix einwenden. Edward Bach hat Gemütszustände beschrieben, zunächst 19, später erweiterte er den Gefühlsreigen auf “38 disharmonische Seelenzustände der menschlichen Natur“, denen er dann “intuitiv” korrespondierende Blüten und Teile von Pflanzen zuordnete, die er in Wasser badete (Sonnenmethode) oder kochte (Kochmethode), wobei das Grünzeug seine ihm angeblich inhärenten Schwingungen an das Wasser abgeben sollte. Die so entstehenden Wässerchen nannte Bach Urtinkturen. Er verdünnte sie und gewann daraus Blütenessenzen.

Das hat was von Homöopathie, gleichwohl die ja zumindest in meinen Augen System hat, denn ihr liegt das Ähnlichkeitsprinzip zugrunde: “Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden” (similia similibus curentur, Hahnemann). Wie ich das verstehe, soll ein homöopathisches Mittel zum Einsatz kommen, das an Gesunden ähnliche Symptome hervorrufen kann wie die, an denen der Kranke leidet, wobei auch der “gemüthliche und geistige Charakter” des Patienten berücksichtigt werden soll.

Rescue-Tropfen nach Bach

Bachblütentherapie dagegen scheint willkürlichere Annahmen zu haben … intuitiv gewählte Blüten und Pflanzenteile? Das klingt in meinen Ohren zunächst recht unplausibel. Doch zurück zu den eingangs erwähnten Rescue-Tropfen, die ich mir zum Test in einer Internet-Apotheke bestellt habe. Ihr wisst ja inzwischen, ich bin ein passionierter Internet-Shopper.

Dort gibt es die sogar in verschiedenen Varianten und zum Beispiel auch in Form von

  • Bach Rescue-Creme,
  • Bach Rescue Gel,
  • Bach Rescue Bonbons,
  • Bach Rescue Perlen,
  • Bach Rescue Pastillen
  • und Bach Rescue Spray (Quelle: Webseite europa-apotheek)

Laut dieser Website hier, stecken in Bachs Rescue-Tropfen folgende Zutaten (in Klammern ist jeweils deren angebliche Wirkung beschrieben):

  • Cherry Plum (wirkt angeblich harmonisierend bei innerer Anspannung)
  • Clematis (wirkt angeblich bei Neigung zu geistiger Abwesenheit ausgleichend)
  • Impatiens (wirkt angeblich harmonisierend bei psychischem Stress und Unruhe)
  • Rock Rose (wirkt angeblich wohltuend bei Verzweiflung und Panik)
  • Star of Bethlehem (wirkt angeblich als Ausgleich der inneren Balance bei psychischen Verletzungen)

Die Tropfen und mein frisch angelesenes Wissen zu Bachblüten habe ich fortan mit auf den Spielplatz genommen. In der Hoffnung auf regen Wissensaustausch mit anderen Anwendern und Erweiterung meines Wissens sozusagen. Und beides geschah wie erhofft. Während den einen Eltern wohl bewusst war, dass die Wirksamkeit der Rescue-Präparate ein Placebo-Effekt sei, zeigten sich andere von der Bach-Blütentherapie als solche durchaus überzeugt.

Ich kam so nicht weiter. Also habe ich im sich hier und da mit meinen Kindern einstellenden Notfall Bachs Rescue-Tropfen verabreicht. Den Kindern hat das geholfen, was ich jedoch eher der Zuwendung zuschreibe, mit der ich sie verabreichte, als den Ingredienzien in hochverdünnter Potenz. Die Tropfen beruhigten und trösteten, weil ich Beruhigung und Trost spendete. Da mir das am Wichtigsten war und ist, wenn meine Kinder einen Unfall haben, kann ich getrost resümieren, dass die Tropfen ihren Zweck erfüllten. Aber das hätten vielleicht auch Tropfen getan, die ich aus mir zugänglichen Zutaten in meiner Küche gemixt hätte. Wer weiß? Ich weiß zumindest das: Für ein aus meiner Sicht Placebo ist mir Bachs Blütentherapie zu teuer. Notfall hin oder her.

Rein wissenschaftlich und das sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt, gibt es keine nachgewiesene Wirkung der Bach-Blütentherapie. Sie kann nicht als Alternative zur Schulmedizin genutzt werden. Vielleicht aber als Ergänzung. Immerhin glaube ich an mehr, als das, was ich sehe. Und Ihr?

Foto: Doreen Brumme

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert