Kräuter auf der Wiese sammeln

Stadtgarten: Wissenschaftler finden Schadstoffe in Obst und Gemüse aus Innenstädten

Obst und Gemüse, das aus einem Stadtgarten stammt, kann mit großen Mengen giftiger Schadstoffe  belastet sein. Das ist das Ergebnis einer Studie des Instituts für Ökologie der TU Berlin, die im Wissenschaftsmagazin „Environmental Pollution“ (165: 124-132) veröffentlicht wurde.

Urban Gardening liegt in den Großtädten dieser Welt voll im Trend. Deutschland wird sogar eine avantgardistische Rolle zugeschrieben, denn hierzulande experimentiere die Urban Gardening Bewegung nicht nur mit der Landwirtschaft in der Stadt, sondern begrüne diese, um „Wissen, handwerkliches Können und soziale Netzwerke zu leben und zu erproben, um mit weniger materiellen Ressourcen, dafür aber nach den eigenen Vorstellungen und mit den eigenen Händen ein Mehr an Lebensqualität zu erreichen.“ Das zumindest sagt Christa Müller, Soziologin und Leiterin der Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis, die 2011 das Buch „Urban Gardening. Über die Rückkehr der Gärten in die Stadt“ herausgab. Ihr zufolge wird der Garten in der Stadt zum Medium für Lebensraum, städtischen Lebensraum, der Nachhaltigkeit ganz neu besetzt. Wichtig zu wissen: Wildes Begrünen ist in Deutschland nicht erlaubt. Wer also eine Brachfläche begrünen möchte, sollte sich besser die Zustimmung der städtischen Behörden für sein Garten-Projekt holen.

Urban Gardening: Es grünt so grün, wenn Deutschlands Stadtgärten blüh’n

Ob auf dem Dach, dem Balkon oder auf einem Streifen Grünfläche zwischen den Häusern, ja sogar auf dem Mittelstreifen von Fahrbahnen trifft man inzwischen in Berlin, Hamburg und München auf Stadtgärten. Frei nach dem Motto: „Stadtpflanzen bepflanzen eine Stadt“. Die Stadtgärten dienen dem Anbau von Zier- und Nutzpflanzen, sie sollen die Betonwüsten begrünen, das Mikroklima in der Stadt verbessern und eine direkte Verbindung zwischen Stadtmensch und Natur schaffen. In vielen Städten gibt es Urban Gardening Projekte, die sich dem Selbstanbau von Obst und Gemüse verschrieben haben. Biologische Qualität ist vielen dabei wichtig.

Selbstangebautes Obst und Gemüse ist nicht frei von Schadstoffen

Doch selbst wenn die Stadtgärtner auf Pestizide & Co. verzichten, ganz unbelastet sind Pflanzen aus dem Stadtgarten nicht. Das fanden Wissenschaftler jetzt heraus: Für Ihre Forschung hatten die Wissenschaftler um Ökologin und Studienleiterin Dr. Ina Säumel im Jahr 2010 in Berlin an 24 Standorten zwölf verschiedene Sorten Stadtobst und -gemüse gesammelt, zum Beispiel

  • von Flächen rund um Bäumen
  • von Hinterhöfen
  • aus Kleingärten.

In an viel befahrenen Straßen geernteten Möhren, Tomaten oder Mangold steckte demnach oft ein Vielfaches dessen an Schwermetallen wie Zink, Blei, Kupfer, Nickel und Cadmium, das herkömmliches Gemüse aus dem Supermarkt aufweist. Von Bio-Obst und Bio-Gemüse, wie sie beispielsweise auf den Feldern von deinBiogarten.de wachsen, ganz zu schweigen.

Proben, die von Berliner Ecken mit hoher Verkehrsdichte stammten, hatten zum Teil Schadstoffwerte, die über den in der EU für Lebensmittel zugelassenen Grenzwerten lagen.

Stadtgärtnerei muss ganzheitlich betrachtet werden

Auch wenn hohe Konzentrationen dieser Schadstoffe die Gesundheit schädigen können, warnt die Forscherin vor Panik. Stattdessen verwies sie auf Untersuchungen aus Großbritannien, denen zufolge man den Anbau von Stadtgemüse ganzheitlich betrachten müsse: Um das Risiko zu bewerten, sollten in die Rechnung auch der Aufenthalt im Freien sowie die Interaktivität mit der Natur einbezogen werden.

Worauf sollte man achten, wenn man in der Stadt Obst und Gemüse anbaut?

Laut Säumel minderte sich die Schadstoffbelastung von Obst und Gemüse schon dann, wenn zwischen Straße und Beet eine größere Entfernung lag  und/oder dichtes Gehölz beziehungsweise Gebäude standen. Robert Shaw, Mitbegründer des Berliner Stadtgarten-Projekts Prinzessinnengarten am verkehrsreichen Moritzplatz in Berlin-Kreuzberg sagt dazu gegenüber der Süddeutschen Zeitung: „Wir haben uns ganz zu Beginn mit dieser Frage beschäftigt und uns Informationen eingeholt. Schwermetalle aus dem Straßenverkehr legen sich durch die Luft auf das Gemüse. Deshalb ist es wichtig, das Beet mindestens sieben Meter von der Straße fernzuhalten und dazwischen eine Hecke oder eine Mauer zu bauen, damit die Metalle hängen bleiben.“

Foto: Doreen Brumme

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