Jedes Mal, wenn ich nach einem heftigen Regenschauer auf Hamburg schaue, freue ich mich über den frischen Eindruck, den meine Stadt nach dem Regen macht. Alles ist vom Alltagsstaub befreit und glänzt: die Dächer, die Blätter der Bäume, die Straßen und die Gehwege.
Wohin fließt das schmutzige Abwasser nach einem Regen?
Mir ist schon klar, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Zum Beispiel frage ich mich, wie viele Schadstoffe mit dem Regenwasser oder auch dem schmelzenden Schnee weggespült werden und in den Gullis und Abwasserkanälen und wer weiß wohin wandern. Immerhin sind viele der Hundehäufchen, die mir in den vergangenen Tagen fast unter die Schuhsohle gekommen wären, hätte ich nicht in letzter Sekunde einen großen Bogen um sie gemacht, nach einem starken Regen fortgewaschen. Und nicht nur Hundekot landet wohl in der Kanalisation. Auch jede Menge Feinstaubpartikel, die zum Beispiel vom Abrieb der Autoreifen auf dem Straßenbelag stammen – ich kann ein Lied davon singen, schließlich wohne ich an einer sechsspurigen Straße. Meine Fenster zur Straßenseite sind regelmäßig von dunklem Feinstaub besetzt. Wie belastet ist also das Wasser, dass nach einem Regen abfließt?
Wie schmutzig ist das abfließende Regenwasser?
Für Berlin habe ich konkrete Zahlen dazu gefunden: Laut den Berliner Wasserbetrieben (BWB) gelangten pro Jahr “rund 37 Millionen Kubikmeter Regenwasser und bei Wolkenbrüchen weitere rund 6 Millionen Kubikmeter Mischwasser mit organischen Schmutzstoffen (zum Beispiel Reifenabrieb, Hundekot) und 40 Tonnen Nährstoffe (zum Beispiel Phosphorverbindungen) der Regenkanalisation beziehungsweise durch überlaufende Mischkanäle in die Berliner Flüsse”.
Über die Folgen, die dieser Schmutzcocktail für die Berliner Gewässer habe, schreiben die BWB, dass er “Spree, Havel und Schifffahrtskanäle sehr belaste, da sie nur langsam fließen und im Sommer wenig Wasser führen. Die organischen Stoffe zehren Sauerstoff und verursachen damit Fischsterben, die Nährstoffe lassen Algen wachsen und trüben so das Wasser.”
Wirksames Regenwassermanagement in der Stadt
Trübe Aussichten also für die Gewässer der Großstädte? Mitnichten! Berlin beispielsweise wirke dem Effekt entgegen: In der Hauptstadt betreiben die Berliner Wasserbetriebe nachhaltige Wasserwirtschaft, zum Beispiel mit:
- Mulden-Rigolen-Systemen (kurz: MRS, eine Versickerungsanlage zur Regenwasserbewirtschaftung, das sowohl in der oberirdischen Mulde als auch in der unterirdischen Rigole Speicherraum bietet, so dass das Regenwasser nach und nach versickert),
- Retentionsbodenfiltern (Filter, die mit mineralischem Substrat belegt und mit Schilf bepflanzt sind, um die im Becken abgesetzten und gelösten Schadstoffe wie Phosphor, Stickstoff und Schwermetalle, die das Regenwasser mitgeschwemmt hatte, zu binden)
- Sicker-, Speicher- und Klärbecken,
- Gründächern,
- computergesteuerten Wehren in Kanälen,
um die Qualität des Wassers in Havel und Spree bis 2015 zu verbessern.
Wichtig, und das wiederum schreibt die Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, sei es vor allem, dass sogenannte Starkregenereignisse in Siedlungsgebieten keine negativen Auswirkungen hätten. Geeignete Maßnahmen, die dem entgegen wirkten, seien demzufolge das Schaffen von Rückhalteflächen in Neubaugebieten, das Begerenzen der Versiegelung und das Reinigen von Straßenabwasser, bevor es in das Oberflächengewässer eingeleitet werde. Für die Entsiegelung von Flächen beispielsweise gab es seitens der Hamburger Behörde 2012 ein Förderprogramm, mit dessen Hilfe Grundstückseigentümer Flächen entsiegeln oder auf andere Weise vom Sielsystem abkoppeln konnten.
Die Berliner Wasserbetriebe bechreiben den Erfolg eines Retentionsbodenfilters so: “Nach der Passage des Filters ist das Wasser dann von 80 Prozent der abfiltrierbaren Stoffe – an ihnen lagern sich unter anderem Schwermetalle an – und von 70 Prozent der Phosphorverbindungen befreit.” Wenn das keine nachhaltige Wasserwirtschaft ist!
Mit freundlicher Unterstützung der Berliner Wasserbetriebe.
Foto: Doreen Brumme, Regenhimmel über Hamburg 2012, Blick vom Radisson Blue zur Außenalster
Ein Kommentar