Ich könnte jetzt schreiben „ Ja“ und hätte die Frage mit einem Wort klar beantwortet. Punkt. Mehr Worte sind aus meiner Sicht auch nicht nötig, obwohl ich gerne mal mehr als ein Wort über „Bio“ verliere. Zugegeben: Ich mag diese Frage nicht. Sie wird mir fast immer von den Leuten gestellt, die noch nicht versuchen, „Bio“ zu leben. Aus welchen Gründen auch immer. Ich kontere meist mit der Aufforderung: „Definiere das, was Du mit ‚besser’ meinst!“ und ernte daraufhin auch schiefe Blicke. Schlimmstenfalls kommt dann das Beispiel von dem Bauern und seinen zwei Kartoffelfeldern: Eins links der Autobahn, eins rechts, eins in „Bio“, eins nicht. Ich kann das Beispiel schon nicht mehr hören.
“Bio” hat eine bessere Ökobilanz
Selbstverständlich sind Bio-Lebensmittel nicht per se besser als konventionelle. Sie haben jedoch eine bessere Ökobilanz und laut Aussage einiger Studien einen höheren Nährwert (Bio-Produkte wiesen in diesen Untersuchungen einen höheren Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen sowie sekundären Pflanzenstoffen auf). Andere Studien fanden dagegen keinen signifikanten Unterschied in Sachen Nährwert.
Fakt ist: Bio-Produkte sind weniger mit Schadstoffen und Antibiotika-Rückständen belastet als herkömmlich angebaute. Das zeigt auch das jüngste Ökomonitoring, ein budesweit einmaliges Kontrollprogramm, dessen Ergebnisse der baden-württembergische Agrarminister Alexander Bonde (Die Grünen) vorgestern vorstellte. Demnach habe das Ökomonitoring bestätigt, dass pflanzliche Lebensmittel aus Öko-Anbau überwiegend rückstandsfrei seien. Öko-Gemüse habe im Schnitt 320-fach niedrigere Pestizidmengen als konventionelles Gemüse, Öko-Obst ist 80-fach niedriger belastet als konventionelles Obst, schreibt das Portal topagrar online. Von knapp 300 untersuchten Öko-Lebensmitteln, so heißt es dort weiter, die auf Pestizid-Rückstände untersucht worden seien, wären lediglich 5 Proben wegen irreführender Öko-Kennzeichnung aufgrund überhöhter Rückstände zu beanstanden gewesen. Das heiße, dass 98 Prozent aller risikoorientiert entnommener Proben im Handel das Öko-Siegel zu Recht trügen (!). “Mehr als die Hälfte der Proben war rückstandsfrei, das bedeutet, es waren auch mit sehr empfindlichen Untersuchungsmethoden keinerlei Rückstände nachweisbar”, sagte Bonde demzufolge abschließend.
Und deshalb ist Bio-Grünzeug auch gesünder. Zwar wären die beiden Kartoffelfelder, um im oben angeführten Beispiel zu bleiben, den selben Umweltbedingungen ausgesetzt – ja, da haben die schon recht, die das Beispiel anführen – etwa Wetter, Autoabgase, Feinstaub, der beim Abrieb der Räder auf der Fahrbahn produziert wird, Ölspritzer usw., aber dennoch sind die einen Kartoffeln ökologisch korrekt ohne Kunstdünger und Gifte gegen Insekten, Pilze und andere möglicherweise Schäden verursachende (Feldbewohner) und in ökokorrekter Fruchtfolge angebaut worden, während das andere Feld konventionell bearbeitet wurde und eben diese Ökostandards vernachlässigt bleiben konnten.
Fakt ist: Hat der Bauer beim Bestellen der Bio-Kartoffeln nachhaltig gehandelt, tat er dies auf dem anderen Feld nicht. Er hat mit der Bio-Anbauweise weniger CO2 produziert als mit der anderen.
“Bio” ist keine Frage des Geschmacks allein!
Die Eingangsfrage zielt jedoch meist in Richtung Geschmack: “Bio oder nicht Bio, das schmeckt doch eh alles gleich!” ist nämlich das nächste Argument, das ich in diesem Zusammenhang meist zu hören bekomme. Über Geschmack jedoch – das weiß jeder – lässt sich streiten. Ich gehe solchem Streit dennoch lieber aus dem Weg. Schließlich geht es bei “Bio” nicht vordergründig darum, ob es besser schmeckt, obgleich ich sehr wohl der Meinung bin, dass mir “Bio” besser schmeckt, aber das ist eher ein gutes Gefühl denn ein messbarer Wert – vermittelt von einem Bio-Siegel auf dem Lebensmittel, dem ich vertraue.
Wäre “Bio” nur eine reine Geschmackssache, bräuchte es nicht nachhaltig zu sein. Nachhaltigkeit bedeutet ja gerade, dass der Bio-Bauer, der Bio-Kartoffeln anbaut, nicht nur an seinem momentanen Profit im Hier und Jetzt interessiert ist, sondern die ihm zur Verfügung stehenden natürlichen Ressourcen umweltschonend und umwelterhaltend einsetzt – für seine Nachkommen und deren Sprösslinge – und somit einen besseren – weil: kleineren – CO2-Fußabdruck hinterlässt.
Weil das so ist, überwinde ich meinen Widerwillen gegen die Beantwortung der Frage immer wieder gerne und überlasse dem Fragesteller Denkanstöße in der Hoffnung, dass er eines Tages erkennt, dass Bio nicht nur eine Frage des (guten) Geschmacks sein kann, wenn wir diesen Planeten lebenswert erhalten wollen.