Als Großstädterin, wohnhaft in einem Mehrfamilienhaus mit Sprechanlage mitten in Hamburg, treffe ich kaum Leute, die mir was an der Wohnungstür verkaufen wollen. Obwohl ich im Home-Office arbeite. Ein Kartoffelverkäufer jedenfalls hat bei mir noch nie geklingelt, über die las ich nur im Internet. Ich kaufe meine Kartoffeln meist im Supermarkt, seltener auf dem Wochenmarkt – aber immer mit Bio-Siegel.
Die Bio-Kartoffeln, die ich kaufe, schmecken immer mal wieder anders. Sie sehen auch mal anders aus. Und kochen sich auch unterschiedlich. Da es jedoch keine bequemen Alternativen zum Supermarkt gibt, außer vielleicht eine Bio-Kiste, zu der ich mich noch nicht entschließen konnte, habe ich (noch) keine große Sortenwahl.
Kartoffelland Deutschland
Dabei gibt’s in Kartoffel-Deutschland (mit mehr als 10 Millionen Tonnen pro Jahr Platz 6 der Weltproduzentenliste 2010; Quelle: Wikipedia) und natürlich auch anderswo rund 5.000 Kartoffelsorten. Interessant an dieser Stelle: Obwohl wir selbst viele Kartoffeln anbauen, ist Deutschland ein großer Kartoffel-Importeur, insbesondere von Frühkartoffeln.
Kartoffeln und Kartoffelkäfer sammeln – meine ersten bezahlten Jobs
Nun war ich ja nicht immer Hamburgerin. Aufgewachsen in einer Kleinstadt musste ich im Oktober als Schülerin der Oberstufe alljährlich ein, zwei Mal zum Kartoffelsammeln ausrücken. Meine ganze Klasse stapfte der Kartoffelsammelmaschine hinterher und sammelte liegengebliebene Kartoffeln in Drahtkiepen. Die vollen Körbe hievten wir auf einen Treckeranhänger. Harte Arbeit, die uns auch jede Menge Spaß (Kartoffelschlacht, Treckerfahrten) und damit Abwechslung in den Schulalltag brachte. Und Geld für die Klassenkasse.
Bei meiner Großmutter im Garten lernte ich gegen Kost und Logis den gesamten Kartoffelkreislauf kennen: Legen der Pflanzkartoffeln, Anhäufeln der Reihen, Absammeln der Kartoffelkäfer (hier gab’s vom Großvater meist Extra-Taschengeld) und ihrer Larven in Dosen, Ertränken der Käfer und Larven in Wasser, Ausbuddeln der Kartoffeln, Vernichten des Kartoffelkrauts, Glätten des Kartoffelbeets, Kochen und Essen der Kartoffeln.
Meine Liebe zu Kartoffeln ist groß, ich setze sie vielfältig in der Zubereitung von Speisen ein. Ich achte dabei auch möglichst auf die Konsistenz der Knollen.
Kartoffelsorten – die wichtigsten im Überblick
Eine Möglichkeit, Kartoffeln zu klassifizieren, wäre, sie nach ihrer Konsistenz zu unterscheiden:
- fest kochende Kartoffeln
- Großteils festkochende Kartoffeln
- mehlig kochende Kartoffeln
In gut sortierten Supermärkten findet man Vertreter aller drei Kategorien, allerdings nicht immer in Bio-Qualität.
Eine andere Unterscheidungsmöglichkeit von Kartoffeln basiert auf deren Reifezeit, die teilweise noch in verschiedene Ausprägungen unterteilt wird. Laut dem Bundessortenamt gibt es:
- sehr früh reifende Kartoffeln (sehr früh und sehr früh bis früh reifende Kartoffeln)
- früh reifende Kartoffeln
- mittelfrüh reifende Kartoffeln (mittelfrüh und mittelfrüh bis spät reifende Kartoffeln)
- mittelspät bis sehr spät reifende Kartoffeln (mittelfrüh bis spät, spät, spät bis sehr spät und sehr spät reifende Kartoffeln)
Eine Liste sogenannter marktrelevanter Kartoffeln, sortiert nach genau den drei genannten Kategorien und versehen mit einem Hinweis auf ihre Reifezeit findet man beispielsweise hier.
Welche Kartoffel eignet sich für welches Gericht?
Fest kochende Kartoffeln wie Sieglinde, Belana, Agata oder Linda sind gut geeignet für Gerichte wie
- Bratkartoffeln
- Kartoffelsalate
- Kartoffelaufläufe
Vorwiegend festkochende Kartoffeln wie Gloria oder Christa eignen sich gut als
- Pellkartoffeln
- Salzkartoffeln
- Pommes Frites
Mehlig kochende Kartoffeln wie Ackersegen oder Gunda soll man gut für Speisen wie
- Kartoffelbrei
- Eintopf
verwenden können.
Was steckt in der Kartoffel an Nährwert?
Die Kartoffel wird vom Menschen schon seit 8.000 vor Christus kultiviert. Zu Recht ist die Kartoffel heute eines der wichtigsten Nahrungsmittel der Welt – neben Reis, Weizen, Mais, Maniok und Hülsenfrüchten sowie Wasser.
In der Knolle stecken reichlich Vitamine und Mineralien. Bei gleichzeitig wenig Kalorien: Kilokalorien pro 100 Gramm rohe Kartoffel, was in etwa einer mittelgroßen entspricht. Hervorheben möchte ich hier den hohen Vitamin-C-gehalt von Kartoffeln. Der hat ihr sogar den Beinamen „Zitrone des Nordens“ eingebracht. Außerdem ist die Kartoffel reich an Ballaststoffen und Eiweiß.
Bunte Kartoffeln, süße Kartoffeln
Neben den hierzulande weit verbreiteten gelblichen Kartoffeln findet man in gut sortierten Geschäften auch blaue Kartoffeln (Vitolette, eine Ur-Knolle aus Südamerika) oder rote Kartoffeln (Laura oder Reichkanzler).
Nicht zu vergessen die sogenannten Bataten – Süßkartoffeln!
Die heißen zwar Kartoffeln, entstammen botanisch betrachtet aber nicht der Familie der Nachtschattengewächse wie unsere Kartoffeln, sondern der Familie der Windengewächse. Die Ähnlichkeit mit unseren Erdäpfeln und ihr süßer Geschmack (hoher Zuckergehalt!) bescherten ihnen den passenden Namen.
Wie ich meine Bio-Kartoffeln lagere
Meine Bio-Kartoffeln lagere ich in einem Kartoffeltopf (siehe Titelbild) aus Steinzeug. Das ist bei über 1.100 Grad Celsius gebrannt und dabei mit Salz glasiert worden. Also besteht der Kartoffeltopf aus Ton und Salz. Natürlicher geht’s nicht. Der Kartoffeltopf steht in meiner Küche. Im Topf ist’s dunkel und vergleichsweise kühl. So, wie es meine Bio-Kartoffeln mögen.
Fotos: Doreen Brumme
Wie viel Kalorien pro 100g hat eine Kartoffel? Da fehlt mir die Zahl. Hast du einen Verkaufslink für den Kartoffeltopf?
Ansonsten wieder ein sehr lesenswerter Artikel.
Hallo Ricadi, 100 Gramm Kartoffeln haben in etwa 86 kcal. Der Kartoffeltopf wurde Ende der 1990er in einer der ältesten Töpfereien im Schwarzwald gebrannt (http://www.derschlondes.de/). Viele Grüße, Doreen.