Warum naschen viele im Winter mehr als sonst? Ist Naschen überhaupt gesund? Was und wie viel davon kann man guten Gewissens naschen? Fragen, die ich pünktlich zum Beginn der Vorweihnachtszeit zu beantworten versuche.
Süßes gegen kalte, trübe Wintertage (Winterblues)
Es gibt viele Gründe, warum so mancher im Winter mehr nascht als im Sommer. So ist es seit zig hundert Jahren üblich, den (erhöhten) Energiebedarf in der kalten Jahreszeit mit besonders reichhaltigen Lebensmitteln, vor allem Süßspeisen und Trockenfrüchten, zu decken. Das hat quasi Tradition.
Hinzu kommt, dass der Winter in unseren Breitengraden lichtärmer als der Sommer ist. Das trübt die Stimmung und macht viele müde. Wer sich dann noch vor der Kälte in die warme Stube zurückzieht, leidet nicht nur unter Licht- sondern oft auch unter Bewegungsmangel an der frischen Luft. Eine Folge: Der Serotoninspiegel im Blut sinkt. Serotonin ist ein Botenstoff, der Glücksgefühle weckt – mangelt es daran, bleibt auch die gute Laune aus.
Süßes, vor allem Schokolade, die Serotonin enthält, dient vielen dann als Glücklichmacher (Soulfood). Doch nicht nur das: Auch die Tatsache, dass es bestimmte Süßigkeiten nur zur Weihnachtszeit gibt, zum Beispiel Lebkuchen oder Christstollen, soll laut Experten zu einem stärkeren Begehren darauf führen – dem man eher nachgibt, weil man sich gerade jetzt etwas Gutes gönnen möchte.
Marktforscher des Marktforschungsunternehmens Nielsen haben den Süßigkeitenkonsum der Deutschen analysiert: Demnach hätten wir Verbraucher “im Lebensmittelhandel und in den Drogeriemärkten” in 2017 pro Kopf rund 172 Euro für Schokolade, Gummibärchen und anderes Naschwerk ausgegeben. Die Gesamtausgaben der Bundesbürger für Süßigkeiten summierten sich der Studie zufolge in 2017 auf satte 13,8 Milliarden Euro.
Ein Zehntel des gesamten Süßwarenumsatzes der Ausgaben entfalle demzufolge auf sogenanntes saisonales Naschwerk. Wichtigstes Fest für die Süßwarenindustrie bleibe (vor Ostern und Halloween) unangefochten Weihnachten.
Spannend: Laut einer Statistik von Statista führen Plätzchen & Kekse (Vanillekipferl, Spekulatius & Co.) die Topliste der beliebtesten Süßigkeiten an, dei wir Deutschen zu Weihnachten naschen. Es folgen: Lebkuchen, Schoko-Weihnachtsmänner, Schoki in Tafel-, Riegel-, Taler- oder Kugelform, Nüsse (vor allem Walnüsse und gebrannte Mandeln), Domino-Steine, Stollen, Marzipan (als Brot, Kartoffeln) sowie andere Teigwaren (Baumkuchen, Quarkbällchen).
Süßer Advent?
Mitnichten! Der Advent war nicht immer eine Hochzeit für Naschkatzen. Ursprünglich fasteten viele Christen während dieser Zeit.
Gesund und bewusst Naschen
Selbstverständlich ist Naschen gesund, sagen die einen. Keineswegs, die anderen. Am besten, man achtet einfach darauf, was man nascht und wie viel davon. Schließlich empfinden viele das Naschen als Belohnung oder Trost, je nachdem, was einem gerade widerfährt.
Fakt ist: Süßes auf der Zunge ist ein Signal. Der Körper weiß dann, hier kommt energiereiche und in der Regel ungiftige Nahrung. Die stimmungsaufhellende Stimulation des Gehirns setzt bei manchen sogar schon beim bloßen Anblick von süßer Schokolade ein – der Botenstoff Dopamin wird ausgeschüttet, man fühlt sich rundum wohl.
Doch welche Nascherei ist empfehlenswert?
Dunkle Schokolade zum Beispiel! In ihr stecken wertvolle Polyphenole aus der Kakaobohne. Sie sollen Zellen schützen, den Blutdruck senken und sogar die Sensitivität gegenüber Insulin verbessern können. Aber: Laut Studien wirkt Milch diesen Effekten entgegen. Deshalb lieber Bitterschokolade mit kleinem Milchanteil essen, statt Milchschokolade.
Auch Trockenfrüchte sind eine Nascherei, die man sich durchaus erlauben darf. Sie enthalten die wertvollen Nährstoffe der Frucht (Mineralien, Ballaststoffe) in konzentrierter, weil wasserarmer Form. Lediglich die Menge an Vitaminen ist geringer als bei frischen Früchten, denn die gehen während des Trocknens teilweise verloren. Weil im Verhältnis zur Menge auch der Fruchtzuckergehalt in Trockenfrüchten höher ist als in frischen, sollte man es bei einer Handvoll pro Naschgang belassen.
Nüsse sind klassisches Naschzeug, das neben wertvollen Vitaminen und Mineralien jede Menge – wenn auch: gesunde – Fette und Eiweiße (Proteine) liefert. Das schlägt sich auf die Kalorienbilanz nieder und ist der Grund dafür, warum man nicht allzu viel davon essen sollte. Aber: Nüsse wirken als Glücksmacher, sie helfen mit ihrer Tryptophan-Aminosäure, das sogenannte Glückshormon Serotonin zu bilden. Besonders viel Tryptophan stecke in Cashewnüssen und Erdnüssen. Zudem wirke insbesondere in der Winterzeit der sogenannte thermogenetische Effekt der Nüsse: Einer Studie zufolge soll der Körper nach dem Verzehr der empfohlenen Menge an Walnüssen mehr Wärme bilden als nach dem Verzehr von Milchprodukten.
Wer gerne Chips & Co. vernascht, sollte sich nach fett- und salzärmeren Alternativen umschauen. Beispielsweise Gemüsechips oder -crackern. Oder mal Gemüsewäffelchen probieren.
Bleibt nur, einen süßen Advent zu wünschen: Gutes Naschen – alle Jahre wieder!
Foto: Doreen Brumme