Ich habe eine Schwäche für Schokolade. Ich liebe diesen Mix aus Kakao, Fett und Zucker. In allen Schattierungen. Ich kann kaum genug von Schokolade bekommen. Und damit meine ich sowohl zum Vernaschen als auch fundiertes Wissen über Schokolade. Als mich die Eventmacher von Miomente fragten, ob ich bereit wäre, einen Kurs zum Selbermachen von Pralinen mitzumachen und darüber auf meinem Blog zu berichten, habe ich deshalb mit Freude zugesagt. Miomente hat mir meinen Gutschein bezahlt. Kostenpunkt: 99 Euro. Ich war gespannt, was mir dafür geboten werden würde. Und hoffte auf Schokolade satt. Ob der Pralinenkurs meine Erwartungen erfüllte – vor allem bezüglich der Sättigung? Ich erzähl’ hier gerne, wie’s war. Kommt doch einfach mit auf meine Reise ins Pralinenreich!
Pralinenkurs – vorweg ein Wort zur Location
Schokolade ist für mich an Wohlgefühl geknüpft. Ich genieße sie gerne in einer Umgebung, in der ich mich wohlfühle. Als ich in der Hamburger Mozartstraße nach der Nummer 32 Ausschau hielt, wäre ich fast an der Event-Adresse vorbei gelaufen, so unscheinbar wirkt sie von außen. Erst beim Blick in die großen Schaufenster wird klar, dass es sich hier um eine Kochschule handelt. Äh, besser: die Schlemmerschule von Tina Urban und ihrem Team. Doch schon beim Öffnen der Schultür empfing mich ein warmes und buchstäblich geschmackvolles Ambiente. Wiebke, meine heutige Lehrerin in Sachen Pralinen selber machen, begrüßte mich herzlich und Ute, ihre Kollegin bot mir direkt ein Getränk meiner Wahl an. Auf einem kuscheligen Kissen beobachtete ich die beiden bei offensichtlich letzten Vorbereitungen und wir kamen schnell ins Gespräch.
Nach und nach trudelten alle Kursteilnehmer ein. Nach der Begrüßung folgte eine Vorstellungsrunde – mit mir wollten ein Freundinnenquartett, darunter die künftige Braut, die die Karte von den anderen Dreien geschenkt bekam, ein junges Paar, wo er ihr die Karte geschenkt hatte, ein älteres Paar, das die Karten von seinen Kindern zur Silbernen Hochzeit hatte, sowie ein Freundinnen-Duo lernen, wie man feine Pralinen macht. Dank einer Schürze mit Namensschild und der Ansage unserer Pralinenexpertin Wiebke, dass man in der Küche selbstverständlich auf “Du” arbeite, gabe es keine Berührungsängste und selbst ich als Single-Gast fühlte mich wohl.
Auf die Pralinenfüllung – fertig, spritz!
Und dann ging’s auch schon los. Auf dem Programm standen sechs verschiedene Sorten Pralinen, die immer in Duos gemacht werden sollten. Ich entschied mich für Zitronen-Limetten-Pralinen, die anderen bekamen Rezepte für Johannisbeeren-Pralinen, Pistazien-Marzipan-Pralinen, Haselnuss-Lebkuchen-Pralinen, Balsamico-Trüffel und Nougat-Krokant-Pralinen. Zum Glück versicherte Pralinenmacherin Wiebke uns von vornherein, dass wir auch viele Pralinen mit nach Hause nehmen würden – das war uns allen ein Ansporn.
Wichtig: Wir haben uns in dem Kurs auf das Füllen bereits vorgefertigter Pralinenhohlkörper, Kugeln und Quader, deren Verschluss und Verzierung konzentriert. Andernfalls, wenn man also auch die aus zwei Teilen bestehenden Schokohohlkugeln und die Quader hätte selbst anfertigen wollen, hätte der Kurs nicht erst um 15 Uhr starten dürfen, sonder früher. Solche Pralinenhohlkörper sowie sämtliches Zutatenzeug könnten wir uns bei Bedarf in der Schlemmerschule jederzeit kaufen – oder auch im Internet bestellen, sagte uns unsere Gastgeberin Wiebke. Wir bauten jetzt also erstmal an Füllungen auf Sahnebasis ohne Alkohol.
Pralinenmacherin Wiebke erklärte geduldig, zeigte Handgriffe und so manchen handwerklichen Trick, zum Beispiel, wie man Karamellfäden spinnt. Sie erklärte nebenbei eine Menge zu Schokolade, günstigen Konsistenzen und der optimalen Temperatur zum Verarbeiten. Etwa 32 Grad sollte die Füllung beispielsweise haben, damit sie, weil zu heiß, nicht die Pralinenhohlkörper schmelze, in die sie gefüllt wurde (Profitipp: Ein Klecks aufs innere Handgelenk oder die äußere Unterlippe hilft beim Finden der perfekten Temperatur: Ist es kurz warm und dann angenhem kühl – ist ja unter Körpertemperatur” – ist die Tempi gut zum Weiterarbeiten). Angenehm: Wiebke zeigte uns Handgriffe und Werkzeuge der Profis und den Umgang damit – aber ebenso praktische und teils deutlich günstigere Alternativen dazu. Zum Beispiel ließe sich ein teurer Profi-Spritzbeutel prima mit einem stinknormalen Plastikbeutel ersetzen. Wir haben das ausprobiert und konnten dem nur zustimmen.
Schon bald schmolz weiße Kuvertüre einträchtig neben dunkler vorschriftsgemäß in jeweils homogener Masse, es roch kräftig nach Schokolade und Gewürzen – und die beiden fruchtigen Füllungen verliehen dem Aroma im Raum eine spritzige Note. Nach und nach kühlten die Füllungen in den Töpfen (Profitipp: Immer mal den Standplatz des Topfes wechseln, so dass der neue kühlere zur Abkühlung beitragen kann!) und auch die, die im Wasserbad gemacht wurden (Profitipp: Die Schüssel mit der Schokolade muss nicht direkt im Wasser baden, allein der aufsteigende Wasserdampf genügt zum Schmelzen des Ganzen.). Wir befüllten die Spritzbeutel und damit dann die Pralinenhohlkörper, die in Paletten angereicht wurden.
Das war mit etwas Geschick und einem stetigen Druck auf den Spritzbeutel eigentlich kein Problem, solange man ein ruhiges Händchen hatte und sich von der doch recht großen Zahl an Pralinen nicht abschrecken ließ, die es zu befüllen galt. Doch schlussendlich war auch das von allen geschafft.
Ein Single allein im Kurs: Kein Problem!
Bis hierhin konnte ich sehr gut alleine arbeiten, das will ich hier wohl deutlich schreiben. Es gibt also keinen Grund, für Singles, insbesondere kommunikative, sprich: anschlussfreudige wie mich, eine solche Veranstaltung nicht zu buchen. Sie hilft bestimmt, Bekanntschaften zu machen. Selbst meine Kamera und die schon in der Vorstellungsrunde ausgesprochene Ankündigung, dass ich über das Event für mein Blog schreiben werde und entsprechend auch fotografiere, bremste keine Unterhaltung. Unsere Kursgruppe war gut gemischt und profitierte von der Mischung. Selbstverständlich trug Wiebkes aufgeschlossene Art, unseren Pralinenkurs zu leiten, und nicht zu vergessen: ihre Perle Ute, die immer dann, wenn ich mich gerade fragte, wohin mit dem gebrauchten Geschirr, zur Stelle war und für Ordnung und Sauberkeit auf der Koch-Insel sorgte, dazu bei, dass wir ein gutes Team waren.
Schokolehrstunde in der Kühlpause
Während unsere bis knapp unter den Rand befüllten Pralinen im Eisschrank (damit es schneller geht) abkühlten, baten Wiebke und Ute uns zu Tisch. Der war mit Kakaobohnen
dekoriert und es gab einen Bergkäse, den wir in Schokosoße tunken durften.
Das Geschmacksexperiment fanden nicht alle Gaumen gut, aber die durften dann frisch aufgebackenes Baguette durch die Schokoladensoße ziehen, mit der wir anschließend unsere dunklen Pralinen verschließen würden. Wiebke erzählte uns über Kakao, angefangen von seinem Anbau, über seine Ernte bis hin zu seiner Röstung. Schnell entwickelte sich eine Diskussion über die Güte von Schokoladen im Handel – die vier Freundinnen waren Kolleginnen aus der Hamburger Zentrale einer großen Supermarktkette – und Zeichen für hohe Qualität. Wir diskutierten Preise, Zertifikate und Verpackungen. Meine Meinung dazu habe ich hier auf dem Blog schon kundgetan: Ich achte auf die Kombi von Bio und Fair und ohne Alufolie (dazu viel mehr hier in meinem Beitrag auf dem Wertstoffblog), wenn ich Schokolade kaufe. Ähnlich sah das auch unsere Schokofachfrau. Wir sprachen über das offene Geheimnis der Lindt-Conche und über andere Verkaufstricks. Das war so spannend, dass die Wartezeit schnell verging.
Naschen erlaubt!
Ich wähnte mich während des Pralinenkurses im Schokoparadies. Schon zu Eventbeginn erlaubte Pralinenexpertin und Gastgeberin Wiebke uns alles zu probieren, was wir in die Hände nahmen. Doch irgendwie hatte ich – trotz kalorienarmem Mittag – offensichtlich beim Arbeiten mit der Schoki davon im besten Sinne die Nase voll. Anders ist mein recht geringer Appetit auf die verfügbare Schokomasse kaum zu erklären. Ich kostete lediglich die Zitronen-Limetten-Füllung nach Rezeptvorschrift und fügte noch eine ganze Limette hinzu, weil’s mir und dann auch Wiebke nicht sauer genug war. Und ich probierte die Käse-Schokohäppchen. Daumen hoch dafür! Am Ende des Kurses hatte ich kaum Schokolade gekostet … Dafür aber sehr gute Kakaobohnen, so jedenfalls empfahl uns Wiebke sie, aus Ghana.
Verzieren, verzieren und verzieren
Die gekühlten Pralinen mussten als Nächstes verschlossen werden.
Das ging recht schnell und die kurze Wartezeit während des erneuten Abkühlens der Pralinen verbrachten wir mit dem Vorbereiten der Zutaten zum Verzieren. Meine Zitronen-Limetten-Kugeln sollten in weißer, geschmolzener Kuvertüre gerollt werden, dann in braunem Zucker, der mit Ascorbinsäure (wie in: sauer!) vermischt wurde. An dieser Stelle brauchte ich das erste Mal Hilfe, die kam aber ohne Probleme von einem Team, das gerade noch auf seine Schokoladen-Pralinen wartete. Andere mischten gefriergetrocknetes Johannisbeerepulver mit Puderzucker, Nüsse mit Zimt und Zucker oder “igelten” ihre Trüffel auf einem Rost aus feinem Maschendraht. Ich muss sagen, dass die meisten Pralinen erst nach der Verzierung so richtig zum Augenschmaus wurden. Aber das Auge isst ja schließlich mit – und wir wussten ja, was an Zutaten und Handarbeit in den Pralinen steckt. Alle, die die Pralinen mit Kuvertüre ummantelten, hatten besonders viel Spaß – denn sie schmierten die warme Schokosoße bis zum Handgelenk. Wichtig: Damit die Pralinen nicht schmelzen, muss man sich dabei beeilen. Ein, zwei, maximal drei Mal in der Hand mit der warmen Soße gerollt, reicht völlig aus, damit die Verziermasse an den Pralinen haften bleibt. Wer länger rollt, riskiert kaputte Pralinen.
Bei uns ging alles gut und nach getaner Arbeit durfte so mancher Kursteilnehmer seine Schokohand abschlecken.
Nusshaufen-Pralinen – meine spontane Eigenkreation
Da eine Menge zerkleinerter Nüsse von den Haselnuss-Lebkuchen-Pralinen über waren und auch noch Schokokuvertüre, wobei die gut auskühlen, eingefroren und wieder verwendet werden kann, entschloss ich mich kurzerhand zu einer Pralinen-Eigenkreation: Ich schüttete die Nüsse in die Schokosoße, rührte und formte mit einem Löffel Häufchen. Obenauf setzte ich eine karamellisierte Pistazie wie sie in den Pistazien-Marzipan-Pralinen (das Marzipan hat übrigens eine grüne Farbe!) steckte, obenauf. Fertig!
Ein Pralinen-Team, eine Putzkolonne
Während unsere fertigen Pralinen ein letztes Mal im Eisfach verschwanden- danke Ute für deine stete Fürsorge gegenüber den Kursteilnehmern und den Pralinen! – räumten wir auf und putzten. Dabei gab’s Gratis-Putztipps von Wiebke und Ute: Eine Pfanne voll kaltem Karamell beispielsweise füllt man am besten mit Wasser und erwärmt das Ganze noch einmal. Und eine Schüssel voll Schokoreste spült man bestenfalls sofort aus und wäscht sie ab.
Ab in die Tüten!
Als Ute alle unsere Pralinen auftischte, damit wir sie verpacken konnten, waren wir stolz. Wir hatten um die 600 Pralinen gemacht. Ein herrlicher Anblick, oder?
Die Pralinen wurden jetzt ganz gerecht vertütet und landeten in unseren to-go-bags:
Darin steckten neben den Pralinen noch sämtliche Rezepte und Infomaterial zur Schlemmerschule. Jeder bekam etwa 35 Pralinen mit heim, ich hatte mit meinen Schoko-Nusshäufchen sogar eine Sorte mehr im Büdel. Ich finde das eine gute Menge an Mitnehmseln nach so einem fast 5-stündigen Kurs. Gegen 19:30 Uhr war mein Schokotraum zu Ende.
Ich habe zu Hause mal die Vielfalt des Pralinenkurses angerichtet:
Danke an Wiebke und Ute! Und an Miomente! Ich kann den Pralinenkurs wärmstens empfehlen!
Und danke an meinen Mann und meine Mutter, die mir den kinderfreien Nachmittag bescherten und zugleich Unmengen von Plätzchen buken. Danke Kinder!
Fotos: Doreen Brumme
Tolle Idee. Ich werde auch Pralinen selber machen, jetzt zu Weihnachten. Hohlkörper hab ich von Zehrer. Mal schauen, ob das klappt.