Süßes Obst enthält neben wertvollen Vitaminen, Mineralien und Ballaststoffen auch Zucker, darunter sogenannten Fruchtzucker (Fructose), der keinesfalls so gesund ist, wie es uns die Werbung weismachen will. Warum Gemüse tatsächlich gesünder ist als süßes Obst, steht hier.
Auf der Suche nach der Antwort auf die eingangs gestellte Frage kommt man nicht umhin, sich Obst und Gemüse einmal kategorisch zu nähern: Worin liegt der Unterschied zwischen Obst und Gemüse?
Unterschied zwischen Obst und Gemüse: Geschmackstest allein reicht nicht
Man könnte es sich ganz leicht machen, indem man Obst und Gemüse danach unterscheidet, ob sie süß sind oder nicht. Dann würde ich mich spätestens beim Kauen einer süßen Bio-Karotte jedoch fragen, ob sie nicht zum Obst zählt. Wer sagen würde, saure Zitrusfrüchte kämen demnach in die Gemüsekiste, hätte vielleicht auch nicht ganz Unrecht. Eine Klassifizierung über den süßen Geschmack hilft also nicht viel weiter.
Zieht man die Zubereitung zur Klassifizierung heran, blieben jeweils auch einige Sorten außen vor. Obst kann man eben nicht nur mit Zucker zu süßen Speisen verarbeiten, sondern auch mit Gewürzen, Salz und Pfeffer zu im Grunde salzigen Gerichten. Der Weihnachtsbraten gefüllt mit mehr als süßem Trockenobst ist ein Beispiel. Süße Erdbeeren mit grünem Pfeffer angerichtet ein weiteres. Umgekehrt richtet man beispielsweise Salat mit einem Dressing aus saurer Sahne, Zucker und Zitrone auch süß an.
Selbst die Regel, dass man Obst eher roh esse und Gemüse eher koche, passt weder auf ein Obstkompott, einen Bratapfel oder in Honig gegrillte Bananen noch auf Rohkostsalate aus Grünen Blättern, Kohl oder Karotten.
Botanischer Unterschied zwischen Obst und Gemüse
Und weil die genannten Möglichkeiten zu recht ungenauen Ergebnissen führen, werden Obst und Gemüse weder nach dem Geschmack noch nach der möglichen Zubereitung unterschieden, sondern botanisch: Demnach sind Früchte oder Samen von der Blüte eines langlebigen Strauchs oder Baums, die sich Jahr für Jahr ernten lassen Obst.
Gemüse stammt dagegen eher von kurzlebigen, ein- bis zweijährigen Pflanzen, die man also jedes Jahr oder alle zwei Jahre aufs Neue setzen muss. Hinzu kommt, dass Gemüse nicht nur als Samen und Frucht sondern auch als Wurzel (Karotte) oder Blatt (Salat) geerntet wird.
Fatal: Fruchtzucker in Obst löst kein Sättigungssignal aus
Süßes Obst ist süß, weil es Zucker enthält. Unter anderem Fruchtzucker, auch Fructosegenannt. Der gilt landläufig häufiger als „gesünder“ als herkömmlicher Zucker.
Fakt ist: Kalorientechnisch betrachtet, liefert ein Gramm weißer Zucker aus der Tüte genauso viel Energie wie ein Gramm Fruchtzucker, das man aus einem Apfel oder einer Banane isoliert hat.
Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung in Potsdam fanden jedoch heraus, dass zumindest bei Mäusen Fructose dicker machte als herkömmlicher Haushaltszucker. Der Grund: Fructose bewirkte im Körper keine Insulinausschüttung wie herkömmlicher Zucker, die gleichzeitig ein wichtiges Sättigungssignal ist. Wer nicht satt ist, isst meist weiter, denn Appetit und/oder Hunger wollen/will gestillt werden.
Doch nicht nur das: Fructose schürt den Appetit sogar noch. Und sie soll süchtig machen. Das in Reaktion gegessene Mehr an fructosehaltigem Essen macht fett – im Falle der Fructose auch die Leber, ausschließlich dort wird die Fructose von Kohlenhydraten in Fett verstoffwechselt – die Postdamer Forscher sprechen in diesem Zusammenhang sogar von einer Fettleber.
Nun darf man natürlich Obst deswegen nicht vom Speiseplan streichen, schließlich enthält ein Stück Obst neben der Fructose auch noch andere Zucker, die der Körper besser verdauen kann. Hinzu kommen Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe. Und das in einer so komplexen Mischung, dass ein Stück Obst auf jeden Fall einer industriell verpackten Süßigkeit vorzuziehen ist. Die Ballaststoffe im Obst beispielsweise sorgen für Sättigung. Gut zu wissen: Sie fehlen oft in Fruchtsäften und Fruchtsaftgetränken, so dass ein Stück Obst auch meist gesünder ist als ein Obstsaft, denn es macht uns eher satt als der Trunk.
Gemüse ist zuckerarm – deshalb ist es gesünder
In Gemüse steckt von Natur aus weniger Zucker als in Obst, also auch weniger Fructose. Deshalb ist Gemüse gesünder als Obst. Wer abnehmen möchte oder muss, ist mit Gemüse also eher am Ziel als mit Obst.
Foto: Doreen Brumme