Weihnachten ist Ausnahmezustand. Das gilt in jedem Fall für Haustiere: Sie müssen mit vielen unbekannten Eindrücken fertig werden. Hier die wichtigsten Weihnachtsregeln für Hunde, Katzen – und deren Besitzer.
Mensch feiert Weihnachten. Mensch hat Haustier. Mensch feiert mit Haustier. Haustier entdeckt Weihnachtsbaum, rein instinktiv! Weihnachtsbaum fällt um, Mensch ist sauer, Haustier auch. Schlimmstenfalls muss Mensch mit Haustier zum Tierarzt. Alle haben sich Heiligabend anders vorgestellt: Mensch, Haustier und Tierarzt. Damit ihr Weihnachten mit eurem Haustier, mit Familie und Freunden so verleben könnt, wie ihr es euch vorstellt, gemütlich, gesund, gemeinsam, müsst ihr dafür sorgen, dass sich auch euer tierischer Lebensgefährte mit der Ausnahmesituation Weihnachten vertraut macht. Wie das alltägliche Zusammenleben von Mensch und Tier braucht auch das ungewöhnliche Treiben zu Weihnachten Regeln, die sowohl Zweibeiner als auch Vier- und Mehrbeiner einhalten, um so gemeinsam schöne Stunden um den Weihnachtsbaum herum zu verbringen. Hier kommen die wichtigsten Do’s und Dont’s für Weihnachten mit Hund, Katze, Maus & Co. – Gebt eurem Vierbeiner keinen Korb!
Die 10 wichtigsten Tipps für Weihnachten mit Hund, Katze, Maus & Co. im Überblick
- Ein Weihnachtsbaum für das Haustier?
- Keine Kerze für das Haustier!
- Kein Lametta für die Katze!
- Haustier und Weihnachtsbraten
- Keine Schokolade für Hund und Katze!
- Weihnachtliche Besucher
- Kein Weihnachtsstern für das Haustier?
- Ein Geschenk für das Haustier?
- Ein ruhiger Rückzugsort für das Haustier!
- Keine Silvesterknallerei für das Haustier!
Beide nie aus den Augen verlieren
Traditionell steht in deutschen Stuben zu Weihnachten ein festlich geschmückter Weihnachtsbaum. Der duftet schon in unseren Nasen ganz besonders nach Wald. Doch menschliche Nasen nehmen nicht einmal wahr, ob ein Weihnachtsbaum mit Schädlingsbekämpfungsmitteln bespritzt wurde oder nicht. Andernfalls würden sich die Weihnachtsbäume, die hierzulande aus konventionellem Anbau stammen, nicht so gut verkaufen. Denn dann würde sich jeder Verbraucher der Nase nach entscheiden und einen Bio-Weihnachtsbaum kaufen. Die zumeist höchst empfindsamen Nasen unserer Haustiere merken sofort, woher der ungewohnte Duft kommt. Sie sind bestrebt, den Weihnachtsbaum zu beschnüffeln – sie riechen ja auch, wer diesen Zeit seines Lebens besucht hat: ein Eichhörnchen, ein Käfer, eine Maus, ein Fuchs … Gerüche, die die bei uns in der Wohnung lebenden Tiere manchmal gar nicht einordnen können. Gerüche, die ihre Urinstinkte wecken. Eine Hundenase riecht mit über 220 Millionen Riechzellen verglichen mit der eines Menschen mit etwa 5 Millionen Riechzellen ungleich besser. Und auch wenn der Geruchssinn einer Katze weniger stark ist als ihr Gehör und ihr Auge, ist er doch zig Mal besser als der unsrige. Deshalb ist es ratsam, das Haustier schon beim Betreten der Wohnung mit dem Weihnachtsbaum vertraut zu machen, und nicht erst zum Aufstellen und Schmücken. Auch wichtig: Für alle Fälle, insbesondere den Überfall des Haustieres auf den Weihnachtsbaum, solltet ihr für dessen Standhaftigkeit sorgen. Investiert unbedingt in einen guten Weihnachtsbaumständer, wenn ihr einen abgesägten Baum aufstellt. Und einen standfesten Behälter, wenn ihr den Baum samt Wurzelballen in die Weihnachtsstube holt.
Brandgefahr und Fluchtinstinkt
Feuer und Haustiere – das passt nicht zusammen. Die flackernde, heiße Flamme weckt Urinstinkte in Tieren. Fluchtinstinkte. Denn Feuer bedeutet Gefahr. Für uns Herrchen und Frauchen bedeutet das, dass wir unseren Tieren nicht mehr zumuten, als sie vertragen können. Kerzen am Christbaum dürft ihr selbstverständlich brennen lassen – zum Wohle eurer und der Gesundheit der Tiere sollten es Bio-Kerzen sein. Alles andere ist keine gesunde Alternative für Nasen, egal ob die hochsensiblen von Tieren oder die etwas weniger fähigen menschlichen Riechkolben. Doch was für den Umgang mit offenem Feuer generell gilt – das muss man selbstverständlich auch beim Zusammenleben mit Tieren beachten: Lasst die brennenden Kerzen nicht unbeaufsichtigt! Bleibt beim Tier, wenn es mit brennenden Kerzen in einem Raum ist! Lasst es nicht allein. Gewöhnt das Tier wenn möglich an die Kerze, so dass es nicht erschrickt, wenn es plötzlich eine Flamme sieht. Schützt euer Tier vor der Flamme, eine Verbrennung ist schmerzhaft und traumatisiert das Tier möglicherweise für lange.
Lebensgefahr fürs Haustier
Auch wenn in Deutschland keiner mehr nach Lametta fragt (hoffentlich wegen seiner Umweltunverträglichkeit), so dass 2015 auch der letzte deutsche Lametta-Produzent hierzulande seine Produktion eingestellt hat, soll es immer noch Zweibeiner geben, die mit Lametta für Bling-Bling sorgen. Lametta glitzert am Weihnachtsbaum. Es knistert nahezu unhörbar – zumindest für Menschenohren. Es bewegt sich leicht. Das alles sind Reize, die ein Haustier, insbesondere eine Katze, verleiten, das Lametta zu jagen, damit zu spielen, es möglicherweise zu fressen. Achtung: Lametta ist für eine Katze gefährlich! Verschluckt sie es, kann das zu einem Darmverschluss führen, sagen Tierexperten. Der muss von einem Tierarzt behandelt werden. Anzeichen für einen Darmverschluss sind Erbrechen, Appetitlosigkeit und fehlender Stuhlgang. Der Zustand der Katze verschlechtert sich dabei zusehends. Doch auch die Weihnachtsbaumkugeln, die mitunter das Licht der Kerzen widerspiegeln und für die Katze wie glitzernde Bälle an einem reizvollen Baum hängen, sind zum Teil ein Gesundheitsrisiko: Dann nämlich, wenn der Stubentiger sie erlegt und Scherben schluckt. Schnittwunden und sogar Vergiftungen sind die Folge.
Artgerechtes Festfressen fürs Haustier auftischen
Weihnachten ist ein Fest für die Sinne. Die menschlichen Geschmacksnerven werden rundum verwöhnt. So mancher Zweibeiner will auch seinem vierbeinigen Lebensgefährten Gutes tun und diesen mit besonderen Leckerlis füttern. Laut einem Test des Verbrauchermagazins “Ökotest” müssen Herrchen und Frauchen dafür aber nicht zu den zumeist teureren Futterbeuteln greifen: sogenannte Premium-Menüs, die in portionsgerechten Schalen und Beuteln erhältlich sind. Denn “Ökotest” zufolge seien Markenprodukte pro Tagesration bis zu fünf Mal teurer als das Eigenmarkensortiment von Handelsketten. Dabei lieferten beide Produktgruppen bei der Nährstoffzusammensetzung die gleiche Qualität. Aber auch, wer sein Tier am Festtagsbraten teilhaben lassen will, sollte bedenken, dass zum Beispiel Geflügelknochen nicht ins Hundemaul gehören. Sowieso sollten Reste des menschlichen Festmahls nicht in die Näpfe unserer Tiere wandern. Außerdem ist einem Tier ein plötzlicher Ausflug in ungewohnte Nahrungsgefilde mitunter gar nicht so lieb wie uns Menschen. Wer also jeden Alltag auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung auch seines Tieres achtet, der muss an Weihnachten nicht mit einem “tierischen Festmahl” aufwarten. Bleibt dem Tier zuliebe bei altvertrautem und -bewährtem Futter.
Nicht gesund für die Tiere
Schokolade gehört nicht in Tiermägen! Was des Menschen Seelenheil und körperlicher Wohlgenuss – Schokolade in Maßen – ist gefährlich für unser Haustier. Hund und Katze können von dem Verzehr von Theobromin sterben, einem Stoff, der in Kakaokernen und deren Schale enthalten ist. Gut zu wissen: Je höher der Anteil des Kakaos in der Schokolade ist, desto höher ist auch deren Theobromingehalt. Man sagt, die tödliche Dosis läge bei ungefähr bei 100 bis 200 Milligramm Theobromin pro Kilogramm Körpergewicht von Katze oder Hund.
Klare Besuchsregeln
Für uns Menschen spielt die Geselligkeit zu Weihnachten eine Hauptrolle. Familien besuchen einander, Freunde und Bekannte stellen sich ein. Das ist schon für manchen Menschen – egal, ob Gast oder Gastgeber – Stress pur. Unseren Haustieren bereitet das plötzliche Stelldichein ebenso Stress. Sie müssen sich auf neue Personen einlassen, Eindringlinge in vertrautes Revier ertragen oder dürfen sich in einem fremden Revier nur bedingt bewegen. Erspart sich und eurem Tier diesen Stress. Insbesondere Kleintiere wie Vögel oder kleine Nager sterben mitunter an einem Herzschlag, weil ihr Herz vor Aufregung so schnell pocht, dass es sich überschlägt. Und aufregend ist es, wenn sich plötzlich neugierige Menschen zu dicht am Gehege oder Vogelkäfiggitter drängen.
Zimmerpflanzen sind kein Fressen!
Den hierzulande äußerst beliebten und zu Weihnachten weit verbreiteten Zimmerpflanzen namens Weihnachtsstern oder Euphorbia pulcherrima, “schönste Wolfsmilch” wird immer wieder nachgesagt, dass sie giftig seien. Verlässliche Aussagen über die Wirkung des Weihnachtssterns auf Tiere gibt es kaum. Eher schon in Bezug auf Menschen: Das rot-grüne Wolfsmilchgewächs enthält einen Saft, die namensgebende Wolfsmilch, der beim Menschen Hautkontakt oder nach dem Verschlucken mitunter zu allergischen und/oder vergiftungsähnlichen Erscheinungen und /oder Verdauungsstörungen führen könne, heißt es seitens Experten. So, wie es viele Zimmerpflanzen übrigens tun. Zu Beginn des Jahres 2009 berichtete der “Focus” über die Veröffentlichungen zweier US-amerikanischer Wissenschaftler, Carroll und Professor Rachel C. Vreeman, Kinderärzte an der University of Indianapolis, im Fachmagazin “British Medical Journal”. Demnach werde zu Unrecht vor der toxischen Wirkung des Weihnachtssterns auf Menschen (wohlgemerkt!) gewarnt. In einer Analyse von 22.793 in den USA registrierten Fällen, in denen ein Vergiftungsverdacht durch diese Pflanze vorlag, sei niemand gestorben, und 96 Prozent der Betroffenen brauchten keine medizinische Hilfe. Selbst in den 92 Fällen, in denen Kinder viel von der Pflanze konsumiert hätten, wäre ein medizinisches Eingreifen nicht notwendig gewesen, schreibt das Nachrichtenmagazin. Man kann nicht vom Menschen auf das Tier schließen. Schon gar nicht, wenn es um die Wirkung bestimmter Pflanzen geht, die eigentlich nicht zum Speiseplan gehören und trotzdem im Magen landen. Ihr solltet also grundsätzlich darauf achten, dass eure Zimmerpflanzen nicht zum Speiseplan eurer Mitbewohner gehören!
Tipp: Sollte dennoch eine Pflanze gegessen oder gefressen worden sein, hilft es immer, dem Tierarzt einen Teil der Pflanze mitzunehmen, zumindest aber deren Namen zu kennen.
Schenken Sie Ihrem Haustier das Beste: Zeit mit Ihnen!
Weihnachten ohne Geschenke? Für viele Menschen ein Unding. Und so liegt es nur nahe, dass viele Herrchen und Frauchen an Weihnachten auch mit einem Geschenk für ihr geliebtes Haustier aus dem Laden gehen. Gut, wenn ihr euch auch beim Kauf eines Spielzeugs für Haustiere an deren artgerechter Haltung orientiert. So seien zum Beispiel die angeblich geliebten Tennisbälle für Hunde tatsächlich ungeeignet, da deren Oberfläche beim Zerkauen die Zähne des Hundes abschmirgelt, sagen Experten. Auch das Spielzeug für Hamster & Co. sollten sie aus den Augen des Tieres betrachten. So manche Röhre wird dem Tierchen zu eng, es gerät in Angst und Schrecken und droht darin zu ersticken. Und wer seinem Wellensittich vermeintlich Gutes tun will und ihm einen fast lebensechten Artgenossen aus Plastik auf die Stange setzt, der bringt den echten Vogel dazu, Verhaltensstörungen zu entwickeln. Nicht selten versucht der Wellensittich, den falschen Partner zu füttern, indem er aus wahrer Liebe Körner hervorwürgt. Das kann auch zu Entzündungen des Kropfes führen. Wählt die Geschenke für euren Vierbeiner oder Zweiflügler mit Liebe und Bedacht. Und denkt daran: Das schönste Geschenk seid ihr! Sicher freut sich das Haustierherz über eure ihm geschenkte Zuwendung, Aufmerksamkeit und (Spiel)Zeit mehr als über Tierspielzeug und ähnliches.
Oase der Ruhe
Der Mensch bricht alljährlich zu Weihnachten den Alltag auf und feiert das Fest der Feste. Er schmückt die Wohnung, isst und trinkt besondere Speisen und Getränke, benimmt sich feierlich und hat vielleicht ungewohnt viel Besuch. Ungewohnheiten, die einem Tier die Festtage schwer erträglich machen. Ist es doch einen ganz anderen Tagesablauf gewohnt. Macht es eurem Tier deshalb leicht. Versucht so gut wie möglich, seinen Tagesablauf nicht zu verändern. Davon würde es unruhig, aufgeregt und schlimmstenfalls unleidlich. Beruhigungsmittel solltet ihr eurem aufgeregten Tier nur verabreichen, wenn ihr dies mit dem Tierarzt, der euch und das Tier kennt, abgestimmt habt. Von Vorteil ist es inbesondere bei älteren Tieren, die Herzfunktion zu kennen. Dann kann man einer Herzattacke aus Stress gegebenenfalls speziell vorbeugen. Der Aufenthaltsraum sollte den Tieren bekannt und vertraut sein und ihnen das geben, was sie brauchen: Ruhe und Abgeschiedenheit. Und zwar dann, wenn sie es brauchen. Das heißt für weihnachtsfeiernde Herrchen und Frauchen, dass sie zumindest einen Raum schaffen, der dem Tier vorbehalten wird. Dort darf weder eine neugierige Kindernase rein, noch ein ebenfalls ruhebedürftiger aber vielleicht dem Tier unbekannter Erwachsener. Erste Hilfe für Tiere in weihnachtlichem Stress ist ein Rückzugsort. Gönnt eurem Tier Ruhe. Abstand von einem Cocktail ungewohnter Gerüche, Geräusche und Gekraule. Geht mit dem Tier raus, wenn es nicht allein sein will.
Tipp: Macht gegebenenfalls ein Familienmitglied zum “Für-das-Tier-Verantwortlichen” – für den ganzen Zeitraum, den der ungewohnte Weihnachtsstress andauert. Das macht es auch dem Tier leichter, seine Bedürfnisse beim Richtigen einzufordern.
Angst vor Silvesterknallern
Kurz nach den Weihnachtstagen kommt es für Tiernasen und Tierohren noch dicker: Die Silvesternacht fordert den geruchsempfindlichen Riechorganen und den geräuschempfindlichen Gehörgängen von Haustieren viel ab: Rein instinktiv haben sie Angst vor Feuerwerk und dem Krach, den es macht. Der in der Luft liegende Gestank nach verbranntem Schießpulver und verkokeltem Papier treibt die Tiere in die Enge: Sie denken an Flucht und bekommen Panik. Manchem Haustier tut das Geböller regelrecht weh im Ohr. Deshalb gilt in der Silversternacht für Haustierhalter unter anderem: Lasst dieFenster möglichst geschlossen. Beruhigt euer Tier, wenn es Angst bekommt, aber setzt Beruhigungsmittel aus der Apotheke nur in Absprache mit eurem Tierarzt ein. Gut zu wissen: Auch das Gesäusel von Musik im Hintergrund, kann beruhigend auf Tierseelen wirken.
Weitere Tipps: Geht mit dem Hund möglichst früh Gassi, so dass er nicht ins Feuerwerk hinaus muss. Leint den Hund unbedingt fest an. Dunkelt Vogelkäfige ab, so dass das Blitzlichtgewitter der Feuerwerkskörper gar nicht zu den gefiederten Freunden vordringt.
Foto: Doreen Brumme