Das macht mich wirklich sprachlos: Anlässlich des Weltwassertages, der seit 1993 alljährlich am 22. März begangen wird, veröffentlichte das Statistische Bundesamt am Freitag die aktuellen Zahlen zu den Kosten von Trinkwasser in Deutschland. Und ganz nebenbei erfahre ich, dass ich als Hamburger für mein Wassergespare demnächst noch mehr draufzahlen muss. Doch der Reihe nach:
Das kostet deutsches Trinkwasser
Im Schnitt hätten wir demnach im vergangenen Jahr für 1. 000 Liter (= 1 Kubikmeter Trinkwasser) 1,69 Euro bezahlt. Hinzu sei eine jährliche Grundgebühr von bundesweit durchschnittlich 70,98 Euro gekommen. Die Grundgebühr sei laut den Statistikern zwischen den Jahren 2005 und 2013 um fast 19 Prozent gestiegen, während die Kosten für Trinkwasser pro Kubikmeter im gleichen Zeitraum im Bundesdurchschnitt um rund 8 Prozent erhöht wurden.
Die Kosten für Trinkwasser (auf Behördendeutsch: Trinkwasserentgelte) wichen demzufolge in den einzelnen Bundesländern teilweise erheblich vom Bundesdurchschnitt ab:
- Das wenigste auf die Menge bezogene Geld mussten 2013 mit 1,23 Euro die Niedersachsen zahlen.
- Das meiste die Berliner: 2,17 Euro. Aber: Gleichzeitig gab es in der Bundeshauptstadt mit 17,58 Euro die niedrigste durchschnittliche Grundgebühr im Vergleich der Bundesländer.
- Die höchste durchschnittliche Grundgebühr war 2013 in Thüringen mit 126,07 Euro fällig.
Die in der entsprechenden Pressemeldung aufgestellte Modellrechnung für 2013 macht das Ganze anschaulicher: Zugrunde liegen ihr eine jährliche Trinkwassernutzung von 80 Kubikmetern und eine haushaltsübliche Grundgebühr. Das Resultat: Die Spanne der modellhaft berechneten Kosten von 160,14 Euro in Niedersachsen reichten bis zu 286,07 Euro in Thüringen. Der Bundesdurchschnitt läge laut Bundesamt bei 206,18 Euro.
Gut zu wissen: Neben topografischen und geologischen Verhältnissen beeinflussten auch Faktoren wie die Siedlungsstruktur und die Sanierungsrate der Versorgungsleitungen die Kosten für Trinkwasser.
So weit – so gut.
Gründe, warum Hamburger Trinkwasser (noch) teurer
Doch das Hamburger Abendblatt meldete in seiner gestrigen Online-Ausgabe nicht nur diese Zahlen, sondern es informierte mich Hamburger Deern auch darüber, warum das Hamburger Trinkwasser teurer wurde und noch teurer werden wird. Da ist also zunächst zu lesen: “Trinkwasser in Hamburg ist teurer geworden. Seit 2005 stieg der Preis für 1000 Liter von 1,49 Euro bis zum vergangenen Jahr auf 1,72 Euro. Das sind drei Cent teurer als der Bundesdurchschnitt.” Und weiter: “Die jährliche Grundgebühr stieg im selben Zeitraum (2005 bis 2013 – Anmerkung von der Insiderin) um fast 19 Prozent auf bundesweit durchschnittlich 70,98 Euro. In Hamburg lag sie bei 62,92 Euro. Im Jahr 2005 zahlten die Hamburger noch 53,88 Euro Grundgebühr.”
Jetzt kommt’s:
“Hamburg Wasser (so heißt unser Wasser-Versorger – Anmerkung der Insiderin) rechtfertigte diese Steigerung gegenüber dem Abendblatt. Ein Grund für die Erhöhung der Preise seien die höheren Energiepreise. Nach eigenen Angaben sei es ein energieintensives Unternehmen. Das liege unter anderen daran, dass das Wasser in Hamburg durch Pumpen aus dem Grundwasser gewonnen werde, so ein Sprecher.”
Damit kann ich gut leben. Doch dafür habe ich kein Verständnis:
Wer an Wasser spart, muss an Geld draufzahlen
“Der Rückgang des Wasserverbrauches sei ein weiterer Faktor” für gestiegene und weiter steigende Preise. Häh? Weil wir weniger verbrauchen, wurde bereits und wird das Hamburger Trinkwasser noch teurer? Ich verschluck mich gleich – am Trinkwasser, denn wir trinken Wasser aus der Leitung, doch das nur nebenbei. Da bemühe ich mich tagtäglich, Wasser zu sparen, bringe das sogar meinen Kids bei … und muss dafür draufzahlen. Mein ecoquentes Verhalten wird also bestraft. Na toll. Und ich gebe als Bio-Journalistin noch Wasserspar-Tipps: hier beispielsweise. Soll ich jetzt aufhören, Wasser zu sparen? Schließlich will ich auch meine Haushaltskosten nicht erhöhen. Nicht dass Ihr denkt, ich weiß den Wert von Wasser nicht zu schätzen. Nein, ganz und gar nicht. Ich zahle ja brav meine Wasserrechnung. Aber gesagt zu bekommen, weil der Verbrauch sinkt, wird’s Trinkwasser teurer, das tut weh.
“Das Unternehmen weist zudem darauf hin, dass die Abwassergebühr konstant geblieben ist. Somit gebe es eine zusammengenommene Steigerung des Preises von nur 1,1 Prozent”, schreibt das Abendblatt weiter. Und: “Mittelfristig wird der Preis, nach eigenen Angaben, weiter steigen. Das liege zum einen daran, dass die Hamburger sensibler mit dem Wasserverbrauch umgehen und sparen. Der Wasserverbrauch sei rückläufig. Darüberhinaus werden auf kurz oder lang auch die Energiekosten steigen. Diese müssten abgefangen werden. ‘Allerdings ist es unser Ziel, Steigerungen weiterhin unterhalb der allgemeinen Preissteigerungsrate zu halten’, so der Sprecher. Dies solle vor allem durch den Einsatz neuer Technologien und einer Effizienzsteigerung durchgesetzt werden.”
Hintergrund zu Trinkwasser in Hamburg
“Hamburg Wasser kritisiert den Vergleich des Bundesamts von Flächenstaaten mit Stadtstaaten”, so heißt es im Abendblatt weiter. “Es gebe regional sehr unterschiedliche Randbedingungen: Dazu zählen beispielsweise Höhenunterschiede im Versorgungsgebiet, Wasserverfügbarkeit, Art der Aufbereitung, Siedlungsdichte oder Industrialisierungsgrad. ‘Der Bau, die Instandhaltung und der Betrieb eines Verteilungnetzes in Großstädten ist nicht zu vergleichen mit einer ländlichen Region. Pauschalierende Preisvergleiche sind deshalb nicht aussagekräftig, weil sie diese Faktoren nicht einkalkulieren’, so der Sprecher. Hamburg sei als Metropole und Stadtstaat nicht beliebig mit anderen Bundesländern und schon gar nicht mit ländlichen Regionen vergleichbar.”
Und auch das lese ich: “Nach Angaben des Unternehmens, sei Hamburg beispielsweise im Vergleich mit Großstädten auf Platz drei der günstigsten Versorger.”
Spannend auch: “Das durch zahlreiche Brunnen geförderte Grundwasser in Hamburg wird in 15 Wasserwerken zu Trinkwasser aufbereitet. Dabei wird insbesondere Eisen und Mangan durch Belüftung und Filtration entfernt. Eine Desinfektion des Trinkwassers mit Chlor findet im Hauptpumpwerk Rothenburgsort und dem Wasserwerk Haseldorfer Marsch statt. In den anderen Wasserwerken ist diese Desinfektion nicht erforderlich.”
Foto: Doreen Brumme